Es gibt Ausstellungen, die sich nicht nur durch ihre Exponate, sondern durch ihre Haltung auszeichnen. „Duett der Moderne“ im Mitte Museum Berlin ist eine solche Ausstellung. Sie schlägt einen klugen und eindringlichen Bogen von der städtebaulichen Vergangenheit Berlins zur Gegenwart – nicht als lineare Geschichte, sondern als visueller Dialog über das, was war, und das, was daraus geworden ist.
Ich hatte die besondere Gelegenheit, die Vernissage dieser Ausstellung dokumentieren. Als Fotograf war ich nicht nur Beobachter, sondern Teil einer Atmosphäre, in der Begegnung, Austausch und Wertschätzung für das Gezeigte spürbar waren. Für die vertrauensvolle und professionelle Zusammenarbeit möchte ich mich herzlich bedanken – bei den Organisator*innen von THE LINK, beim Team des Mitte Museums und bei der Künstlerin Bettina Cohnen, deren fotografische Arbeiten das Herzstück dieser Ausstellung bilden.
Ein fotografisches Duett: Stadt als Erinnerungsträger
Die Ausstellung „Duett der Moderne“ bringt historische Fotografien aus den Jahren 1947 bis 1954 mit aktuellen fotografischen Arbeiten von Bettina Cohnen aus den Jahren 2022 und 2024 in einen spannungsvollen Dialog. Sie zeigt Berlin in zwei entscheidenden Phasen: nach dem Zweiten Weltkrieg, als Stadtplanung ein Akt des politischen Willens war – und heute, in einer Zeit, in der urbaner Raum neu bewertet, hinterfragt und bewohnt wird.
Die historischen Aufnahmen, oft im Auftrag der Berliner Verwaltung entstanden, dokumentieren den Wiederaufbau Berlins mit all seinen Brüchen und Visionen. Die Gegenüberstellung mit Cohnens einfühlsamen Porträts von Bewohner*innen in der Karl-Marx-Allee und im Hansaviertel schafft Nähe. Ihre Fotografien zeigen Innenräume, Gesichter, Details – sie geben Raum für Nuancen und Widersprüche im alltäglichen Leben der Berliner Nachkriegsmoderne.
Fotografie als Gespräch zwischen Zeit und Raum
Was mich besonders beeindruckt: Die Ausstellung ist keine nostalgische Rückschau, sondern ein Ort der Reflexion. Sie lädt ein, über die Ideen und Ideologien nachzudenken, die Architektur prägen. Und darüber, wie Menschen sich Räume aneignen, verändern, mit ihnen leben – und sie wiederum prägen.
Als Fotograf, der sich selbst einem humanistischen Blick verpflichtet fühlt, berührt mich diese Ausstellung tief. Sie zeigt nicht nur Gebäude, sondern erzählt Geschichten. Sie porträtiert nicht nur Menschen, sondern zeigt Beziehungen: zur Stadt, zur Geschichte, zueinander.
Eine Empfehlung – nicht nur für Architekturliebhaber*innen
Wer sich für Berlin interessiert, für Stadtentwicklung, für Fotografie – oder einfach für das Leben in all seinen Schichten – sollte diese Ausstellung besuchen. „Duett der Moderne“ läuft noch bis zum 14. September 2025 im Mitte Museum (Pankstraße 47, 13357 Berlin). Der Eintritt ist frei.
Ich kann den Besuch nur wärmstens empfehlen – nicht nur als Fotograf, der diese Ausstellung begleiten durfte, sondern als jemand, der glaubt, dass Fotografie ein Mittel ist, um Erinnerungen zu bewahren und Räume neu zu sehen.
Diese Ausstellung tut genau das.